Der plötzliche Tod von Valerius

Der plötzliche Tod von Valerius

Leider ist Valerius sehr krank gewesen, doch sein Tod kam vollkommen unerwartet.
Noch am 25. November 2024 hatten wir viel Zeit miteinander verbracht. Valerius konnte keine Schuhe mehr tragen, weil er sich in der ersten Kälte Erfrierungen an den Füßen zugezogen hatte. Gaby, die Krankenschwester ist, wollte ihm am liebsten sofort einen Krankenwagen rufen, aber er hatte das in den letzten Tagen immer abgelehnt.

Er litt unter starken Schmerzen und hatte große Angst davor, in eine Klinik zu gehen. Aber so konnte es nicht weitergehen – er konnte schon seit einigen Tagen nicht mehr aufstehen. Also ging ich mit Sandra los, um nach Schuhen und Socken zu suchen, die groß genug waren, dass er sie anziehen konnte. Zum Glück wurden wir schnell fündig.

Lubomir, der mit Valerius zusammen auf der Straße lebte, half ihm dabei, die Schuhe anzuziehen. Währenddessen versuchte ich erneut, Valerius zu überzeugen, doch in eine Klinik zu gehen. Ich sagte ihm, dass wir ihn besuchen würden und dass er vorher noch ordentlich hergerichtet werde. Schließlich stimmte er zu, am nächsten Tag mitzukommen. Ich versprach ihm auch, dass ich ihn zu seiner Tochter fahren würde, sobald es ihm wieder besser ginge – das war ein Wunsch, den er schon lange hatte.

Mit den neuen Schuhen fühlte er sich sichtlich wohler. Auch die neue Isomatte und die Lammwolldecke hatten ihm die letzten Tage ein wenig erträglicher gemacht. Wir verbrachten lange Zeit mit Valerius und Lubomir – es waren ein paar schöne Stunden. Wir lachten viel und führten gute Gespräche. Lubomir kümmerte sich rührend um seinen Freund, er wusste genau, wie er ihm helfen konnte, ohne ihm dabei weh zu tun.

Ich hätte nie gedacht, dass dies das letzte Mal sein würde, dass wir uns von Valerius verabschieden. Am nächsten Morgen kam der Anruf von Waldemar: Valerius war gestorben. Ich war in diesem Moment wie vor den Kopf gestoßen.

Noch nie war ich so schnell in der Stadt wie an diesem Tag. Valerius war noch da – damit hatte ich nicht gerechnet. Es war mir wichtig, mich von ihm zu verabschieden. Wir wussten, dass er krank war, aber niemand hatte damit gerechnet, dass es so schlimm war.

Wir vermissen ihn alle sehr. Valerius und Lubomir waren immer meine erste Anlaufstelle, wenn ich in die Stadt ging. Ich habe mich oft einfach dazugesetzt, und seine Begrüßung war immer dieselbe: „Ich lebe noch, alter Schwede.“

Dass ich diese Worte eines Tages nicht mehr hören würde, hätte ich mir nie vorstellen können. Alles, was von ihm geblieben ist, sind die Erinnerungen und die Geschichten, die er immer erzählt hat. Und ein Taschenbuch, mit dem er Lubomir Deutsch beigebracht hat.

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