Erst helfen, dann abzocken

Kurz vor Weihnachten – es war kalt und ungemütlich draußen.
Eine 70-jährige Rentnerin, die schwerbehindert ist und selbst gerade so über die Runden kommt, wurde bestohlen.
Trotz ihrer eigenen Schwierigkeiten versucht sie immer, Menschen zu unterstützen, die noch weniger haben als sie selbst – auch wenn das kaum möglich ist.
Am Monatsanfang hatte sie gerade ihre paar Euros auf ihr Konto bekommen. Doch nur kurze Zeit später stellte sie durch einen Zufall fest, dass ihre EC-Karte verschwunden war. Jemand hatte ihr Konto leergeräumt, und auch das Bargeld aus ihrer Geldbörse war weg.
Verzweifelt rief sie mich an und fragte, was sie jetzt tun solle. Eine Anzeige gegen Unbekannt hatte sie bereits aufgegeben, aber alles Weitere würde dauern. Der Monat hatte gerade erst begonnen, und ihr gesamtes Geld war weg.
Leider hatte sie nicht bemerkt, dass sie in den Tagen zuvor von jemandem genau beobachtet worden war, während sie Hilfe annahm. Diese Person hatte ihre Hilflosigkeit ausgenutzt und ihr Vertrauen missbraucht.
Um ihr zu helfen, habe ich zunächst das Nötigste eingekauft: Lebensmittel, Toilettenpapier, Getränke – und auch Zigaretten. Zusätzlich konnte ich ihr etwas Bargeld geben, aber es reichte nicht für den ganzen Monat.
Zum Glück fiel mir eine Organisation ein, die ich hier nicht nennen soll. Ich habe sie kontaktiert, und sie haben ihr sofort geholfen. Zwar konnten sie ihr nicht die gesamte Summe ersetzen, aber mit meinem Geld vom Verein und der Unterstützung durch die Organisation hatte sie nun genug, um den Monat gut zu überstehen – und die Einkäufe waren ja bereits erledigt.
Trotz dieser Hilfe bleibt die bittere Erfahrung, dass ihre Hilfsbereitschaft und ihr Vertrauen so schamlos ausgenutzt wurden.
Es wäre schön, wenn unser Verein mehr Fördermitglieder hätte, die Menschen mit körperlichen Einschränkungen – sei es durch Krankheit oder altersbedingt – in solchen Situationen unterstützen könnten. Diese Menschen verzichten ohnehin schon auf so viel im Leben. Umso wichtiger ist es, dass sie wenigstens auf vertrauenswürdige Hilfe zählen können.
Ich selbst unterstütze einige Menschen bei alltäglichen Dingen oder leiste ihnen Gesellschaft. Doch meine Zeit reicht nicht für alle aus, da es so viele Bedürftige und Obdachlose gibt.
Für nur einen Euro im Monat kann jeder Fördermitglied von Aus der Not Darmstadt e.V. werden und einen Unterschied machen.
Das war nur eine von vielen Erfahrungen der letzten Zeit, und ich bin froh, dass diese Situation so glimpflich ausgegangen ist. Denn die Verzweiflung, plötzlich vor dem Nichts zu stehen, ist für viele Menschen kaum auszuhalten – vor allem, wenn man selbst so viel hilft und dann von jemandem betrogen wird, der sich als Helfer ausgibt und die Situation schamlos ausnutzt.