Kann Lübeck für Patrick ein Zuhause sein?

Kann Lübeck für Patrick ein Zuhause sein?

Heute war es soweit: Patricks großer Reisetag vom Westerwald nach Lübeck stand an.
Die letzten Tage waren für Patrick schon sehr stressig. Immer wieder hat er sich gefragt, ob er jetzt den richtigen Weg eingeschlagen hat.
Hat er an alles gedacht? Hat er die richtige Strategie? Ist er wirklich gut genug vorbereitet auf das, was jetzt kommt? Hat er einen Notfallplan? Fragen über Fragen.
Aber egal – er hat es durchgezogen.
Alles ist gepackt, Medikamente für die nächste Zeit sind auch dabei, denn ohne diese geht nichts.

Die Worte aus dem letzten Einzelgespräch haben ihm noch mal Mut gemacht. Die Therapeutin sagte, dass sie stolz auf Patrick ist und ein gutes Gefühl hat, denn sie haben sehr hart daran gearbeitet, um das zu erreichen.
Patrick ist sich auch immer bewusst, dass nur ca. 17 % es schaffen – die anderen 83 % werden schon in den ersten sechs Monaten rückfällig.
Aber jetzt ging es erst einmal los.

Um 8:15 Uhr wurde Patrick abgeholt und zum Bahnhof gebracht.
Jetzt steht er alleine da: mit Reisetasche, Koffer, großem Rucksack und seinem Fernseher – das alles muss er schleppen.
Den Rest hat er schon vor Wochen vorausgeschickt, nur für den Fernseher war kein Geld mehr da.

Das erste Ziel war Köln, von dort ging es weiter nach Hamburg.
Ich hatte die ganze Fahrt über Kontakt mit Patrick, denn es war absehbar, dass es sehr stressig werden würde – und ich hatte ihm versprochen, für ihn da zu sein.
Wir haben immer wieder geschrieben, und es wurde deutlich, dass es für Patrick mehr als anstrengend war – mit dem ganzen Gepäck und Fernseher umzusteigen, sich durch die engen Züge zu kämpfen und dann noch mit leerem Magen, weil er vergessen hatte, sich etwas einzupacken.

Als er um ca. 14:30 Uhr in Hamburg angekommen war, hing der Magen durch.
Er wollte sich schnell etwas zu essen holen, da er ja bis 15:06 Uhr Zeit hatte.
Um 14:53 Uhr hatte ich die letzte Nachricht von ihm bekommen – danach kam nichts mehr, und meine weiteren Nachrichten blieben ungelesen.

Mir war plötzlich so übel, und ich hatte richtig Angst, dass es doch zu stressig war, und dass die Selbstzweifel, das Richtige zu tun, einfach zu groß geworden waren.
Um ca. 16:00 Uhr habe ich dann die Bundespolizei in Hamburg angerufen und gefragt, ob er am Bahnhof ist. Dann habe ich noch bei der Einrichtung angerufen, wo er zuletzt gewohnt hatte – aber auch die wussten nichts.

Ich dachte nicht direkt an einen Rückfall, aber ich befürchtete, dass er einfach nicht mehr konnte oder wollte.
Denn vor ihm lag ja noch ein Fußweg von etwa 30 Minuten vom Lübecker Bahnhof bis zu seinem neuen Zuhause – nach diesem Tag eine gewaltige Herausforderung.
Ich hoffte einfach nur, dass sein Akku leer war und deshalb kein Kontakt mehr möglich war.
Um 17:21 Uhr kam dann endlich die Nachricht: Er ist angekommen.
Ich kann das Gefühl nicht beschreiben, das ich in diesem Moment hatte – mir ist so ein Stein vom Herzen gefallen, dass meine Schwester das in Roßdorf noch gehört hat.

Wir haben dann nur kurz geschrieben – und wie schon gedacht: Es war einfach zu viel.
Nachdem er im Zug nach Lübeck saß, war er einfach fertig und gestresst.

Was aber wirklich schade ist: Er hat den Fernseher so viel geschleppt und aufgepasst, denn Geld für einen neuen hat er nicht.
Und kurz vor dem Ziel ist er umgefallen – das Display ist kaputt. Der ganze Stress umsonst. 😡

Jetzt muss Patrick erst einmal richtig ankommen und sich einleben.
Morgen schaut er nach einem Fitnessstudio und hofft, dass er so schnell wie möglich wieder trainieren kann.

Der Weg von Patrick ist wirklich sehr bemerkenswert, und ich habe großen Respekt davor, was er in den letzten 13 Monaten geleistet und erreicht hat.
Wer Patrick gerne ein paar Worte schreiben oder ihn anderweitig unterstützen möchte, kann dies über unseren Verein tun.
Die Kontaktdaten findet ihr auf unserer Vereinsseite – wir leiten eure Post selbstverständlich ungeöffnet an ihn weiter.
Direkten Kontakt möchten wir bewusst nicht ermöglichen; ob und wem Patrick seine Adresse geben möchte, entscheidet er ganz allein.
Patrick würde sich auf jeden Fall sehr über liebe Worte und Zeichen der Unterstützung freuen – sie bedeuten ihm wirklich viel.
Ich wünsche mir einfach nur, dass Patrick jetzt wirklich angekommen ist – und dass er sagen kann, dass er zu Hause ist, und nicht einfach nur in einer neuen Unterkunft.

Lieber Patrick. Ich wünsche dir nur das Allerbeste und bin sehr stolz auf dich und werde auch weiterhin an deiner Seite stehen und für dich da sein.