Müll statt Hilfe: Respektlose Spende

Müll statt Hilfe: Respektlose Spende

Als ich am 9. Dezember 2024 in der Innenstadt unterwegs war, musste ich wirklich schlucken.
Ich war wieder dabei, Lebensmittel zu verteilen und Gaskartuschen auszutauschen, als ich zwei obdachlosen Männern begegnete, die sich gerade riesig freuten. Kurz vor meiner Ankunft hatte ein junges Paar bei ihnen angehalten und drei große Taschen mit Lebensmitteln gespendet.

Die Männer erzählten mir, dass die Spende für sie viel zu groß sei. Sie wollten nur eine Tasche behalten und baten mich, die anderen beiden mitzunehmen. Gemeinsam trugen wir die Taschen zu meinem Auto. Ich war beeindruckt von ihrer Großzügigkeit, selbst in ihrer schwierigen Lage.

Zu Hause angekommen, begann ich die Taschen auszupacken – und war enttäuscht. Der Inhalt machte schnell deutlich, dass die Obdachlosen hier offenbar eher als Abstellplatz für nicht mehr benötigte Lebensmittel herhalten mussten. In den Taschen befanden sich Backzutaten, Müslis, getrocknete Beeren, Toastbrötchen und Ähnliches. Ein Großteil der Lebensmittel war jedoch schon seit über zwei Jahren abgelaufen, viele Verpackungen waren geöffnet, einige enthielten kaum noch etwas, und vieles war schlicht ungenießbar.

Natürlich bedeutet „abgelaufen“ nicht automatisch, dass etwas ungenießbar ist, aber der Zustand dieser Spenden war eindeutig respektlos. Die dritte Tasche, die bei den Männern geblieben war, sah sicherlich nicht besser aus.

So geht man nicht mit Menschen um. Obdachlosigkeit ist eine Lebenssituation – und die Menschen, die sich in dieser befinden, verdienen Respekt. Diese Art von „Spende“ ist keine Hilfe, sondern ein Ausdruck von Geringschätzung.

Ich war zugleich wütend und traurig. Diese fragenden Blicke der Männer, die auf Hilfe gehofft hatten, werde ich nicht vergessen. Der Kontrast an diesem Tag war kaum zu ertragen: Einerseits die Freude über die Großzügigkeit des jungen Paares, andererseits die bittere Enttäuschung über den Inhalt der Taschen.

Und selbst wenn alles noch haltbar gewesen wäre – was sollen Menschen, die auf der Straße leben, mit Backzutaten oder Aufbackware anfangen?

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