Vor 365 Tagen hat Patrick den Schlafsack gegen ein Bett getauscht.

Vor 365 Tagen hat Patrick den Schlafsack gegen ein Bett getauscht.

Heute vor einem Jahr haben wir Patrick in den Taunus in eine Klinik gefahren.
Einen Tag zuvor war er in einer Apotheke kollabiert, er hatte sehr hohe Entzündungswerte und Fieber. Aber das habe ich alles in Patricks Story schon erwähnt.

Heute wollten wir ihn überraschen und sind zu ihm gefahren.
Da er in seiner Einrichtung, die hinter Montabaur liegt, einen geregelten Tagesablauf hat, hatten wir den Besuch vorher angekündigt – nur Patrick wusste nichts davon.

Als wir im Adaptionshaus ankamen, war ich schon aufgeregt, denn es war auch für mich ein ganz besonderer Tag. Meine Schwester Gaby war natürlich auch dabei, so wie vor einem Jahr schon.

Leider war Patrick nicht im Haus. Da ging wohl etwas schief, denn eigentlich sollte er heute freigestellt sein. Also fuhren wir zu einem anderen Klinikgebäude in der Nähe, wo er Malerarbeiten erledigen sollte. Doch auch dort war er nicht, und so langsam wurden wir unruhig – wir waren schon fast eine Stunde da.

Alle vor Ort, in beiden Einrichtungen, waren sehr hilfsbereit und fanden die Aktion auch super. Schließlich stellte sich heraus, dass Patrick spontan eingesprungen war, um die Einkäufe für die Cafeteria zu erledigen, da die neueren Bewohner das noch lernen müssen.

Zum Glück waren wir nicht in einer Großstadt, also suchten wir systematisch die Geschäfte ab. Es ging schneller als gedacht – plötzlich stand der weiße Transporter vor uns, und Patrick war gerade dabei, Getränke einzuladen.

Diesen Blick werde ich nie vergessen, als er mich gesehen hat. Er konnte es gar nicht fassen, erst mich und dann Gaby dort zu entdecken.
Er fuhr mit seinen Leuten vor, um sich umzuziehen – er hatte ja vorher gestrichen. So hatte er auch Zeit, den ersten Schock zu verdauen.

Wir holten ihn ab, knuddelten ihn ordentlich durch und überschütteten ihn mit Komplimenten – er hat wirklich viel an sich gearbeitet. Natürlich gab es auch Mitbringsel: Kaffee und Gummibärchen. Und ein besonderes Geschenk von mir.

Ich habe ja weiterhin fast täglich Kontakt mit Patrick und weiß, wie schwer sein Weg ist. Trotzdem kann ich mir kaum vorstellen, wie es ist, jeden Tag aufs Neue gegen die Sucht zu kämpfen. Ich habe lange überlegt, was ich ihm schenken kann, und als ich es wusste, musste ich nur noch entscheiden, was ich gravieren lasse.

Es wurde ein Zippo-Feuerzeug – so eins wollte er immer haben.

Nach dem Überraschungsmoment machten wir es uns gemütlich und gingen Kaffee trinken. Wir nutzten die Gelegenheit, ihn mit Fragen zu löchern, und wir genossen die gemeinsame Zeit. Das Wetter war auf unserer Seite, und auch beim anschließenden Bummel hatten wir viel Spaß.

Zurück im Adaptionshaus zeigte er uns sein Zimmer – wirklich schön eingerichtet.
Da er bald umziehen wird, hatten wir einen Koffer mitgebracht, in den sein Fernseher passen sollte, aber leider war er zu groß.

Draußen auf der Terrasse nahmen wir uns noch Zeit, um ein paar Formulare auszufüllen, die zu mir geschickt wurden. Doch die Stunden verflogen, und schließlich mussten wir an die Heimreise denken.

Ein paar letzte Fotos, ein Abschiedsknuddeln – und die Frage, wann wir uns das nächste Mal sehen. Nach seinem Umzug sind es über sechs Stunden Fahrtzeit mit dem Auto.

Dieser Abstand ist wichtig, denn er will komplett neu anfangen – so kann er nicht einfach mal nach Darmstadt kommen.

Danke für diesen wunderschönen Tag, Patrick, und dass du uns einen Einblick in alles gegeben hast. ❤️

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